Statement der Bürgerinitiative „Leben in Oppau“
Die BI ist eine politisch interessierte Initiative von engagierten Menschen, denen Oppau am Herzen liegt. Wir möchten gerne für Oppau wieder den Dorfcharakter zurück, den viele von uns seit Kindheitsbeinen erleben durften.
Unser Oppau soll wieder lebens- und liebenswerter werden!
Ausdrücklich sprechen wir uns nicht gegen ein Ärztehaus – sondern gegen ein medizinisches Versorgungszentrum, das aus 12 Arztpraxen und 7 Dienstleistern besteht, aus. Unseres Erachtens entsteht hier ein Supermarkt für medizinische Leistungen mit Bäcker, Apotheke, Physiotherapeut – also ein kleiner Gewerbepark mitten im Wohngebiet. Diese Planung ist völlig am Ziel vorbei und überdimensioniert.
Wir haben zudem Sorge, dass dieser Klinikkomplex mitnichten dauerhaft von Kassenärzten belegt, sondern in den nächsten Jahren privat ärztlich abgedeckt wird. Benötigen wir denn tatsächlich Operationssäle bei der guten Klinikversorgung in Ludwigshafen? Benötigen wir tatsächlich einen Radiologen in Oppau?
Denn es gibt hier keine zusätzlichen Arztsitze. Die Ärzte kommen aus anderen Stadtteilen an den Rand Oppaus, die Nahversorgung der betreffenden Stadtteile wird sich dadurch verschlechtern. Die meisten der Ärzte aus unserem Stadtteil tragen sich nicht mit dem Gedanken ins MVZ zu wechseln.
Viele haben investiert und renoviert und praktizieren in praxiseigenen Häusern.
Verödung des Stadteil-Zentrums
Wenn bestehende Ärzte aus den Stadtteilen auf die „grüne Wiese“ ziehen, plus Apotheke, Bäckerei, etc.
dann ist die weitere Verödung des Stadtteils vorprogrammiert.
In den letzten Jahren haben Investoren in Oppau Wohnhäuser aufgekauft, um sie zu menschenunwürdigen Bedingungen an Fremdmitarbeiter der großen Player wie BASF und AMAZON zu verschachern – ohne die nötige sanitäre Ausstattung, ohne jegliches Brandschutzkonzept, ohne Lizenzvergabe für Hotel- oder Gaststättengewerbe.
Welche Auswirkungen das haben wird sehen Sie am Beispiel Innenstadt. Kein Mensch geht Shoppen und Flanieren seit es die Rheingalerie gibt, da die Innenstadt keinerlei Attraktivität bietet.
Und was passiert mit den bisher fußläufig zu erreichenden Arztpraxen, Physiotherapeuten und Apotheken? Für sie wird es noch schwieriger, eine Nachfolge zu finden. Viele betreuen generationsübergreifend ihre Patienten und kennen die Menschen und deren Bedürfnisse. Denn eines liegt klar auf der Hand, die Patienten- und Kundenbindung in einem MVZ bleibt auf der Strecke!
Unser einst so schönes Oppau wird durch weitere Leerstände oder Wohnraum für Monteure und Fremdarbeiter, Shisha-Bars und Kneipen, keineswegs an Attraktivität gewinnen. Ganz im Gegenteil!
Unser Aufruf an alle Oppauer: Machen Sie mit beim „Stadtdörfer-Projekt“! Melden Sie sich zu Workshops in Oppau am 05.09. 2020. Bringen Sie sich ein, gestalten Sie mit, zum Wohle unseres Stadtteils. Anmeldung unter: E-Mail stadtdoerfer@ludwigshafen.de oder auf der Homepage der Stadt Ludwigshafen.
Verkehr und Wohngebiet
Die Horst-Schork-Straße ist aktuell eine sehr befahrene und frequentierte Ortsrandstraße. Der Busverkehr im 10 Minuten Takt verursacht Schäden an Straße und Häusern.
Geschwindigkeitskontrollen finden so gut wie keine statt, eine Einhaltung der vorhandenen 30 Km-Begrenzung durch Auto- und Busfahrer ist kaum gegeben.
Bei dem geplanten Bau eines MVZ mit 12 Praxen und 7 Dienstleistern ist auf jeden Fall eine weitere Verkehrsbelastung rund um die Horst-Schork-Straße vorprogrammiert. Wir rechnen mit zusätzlich 2500 Fahrzeugen pro Tag und dies bis in die späten Abendstunden.
Kurios ist, die Oppauer Dampfnudelbäckerei, seit 20 Jahren fester Bestandteil des Stadtteils, musste weichen, da sich Anwohner über den morgendlichen Lieferverkehr beschwert hatten. Den Bewohnern der Horst-Schork-Straße werden 19 Gewerbebetriebe zugemutet, und das bei durchgehendem Verkehr von morgens bis in die Abendstunden, dies im Gegensatz zu einmaliger morgendlicher Verkehrsbelastung im Falle der Dampfnudelbäckerei.
Bei 19 Dienstleistern ist es nicht vermessen, von mehr als 60 Autos tagtäglich nur für Personal auszugehen, die einen Parkplatz benötigen. Dann bleiben noch 60 Parkplätze für die Kundschaft übrig!!! Rechnerisch ist dies nicht nachvollziehbar. Jeder Häuslebauer kennt die Problematik der auszuweisenden Stellflächen, aber bei einem solchen Klinikkomplex gelten diese offenbar nicht.
Die ausgewiesenen 120 Parkplätze, für die 2000 m² Fläche versiegelt werden müssen, werden nicht ausreichen, sodass wir davon ausgehen, dass die Neben- und Anliegerstraße im Oppauer Süden zu Dauerparkplätzen werden.
50 Kinder, die im katholischen Kindergarten an der Ecke Horst-Schork-Straße betreut werden und deren Freifläche zum Spielen zur Straßenseite ausgerichtet ist, müssen diese immense Erhöhung des Verkehrs und die damit einhergehende Feinstaubbelastung ertragen. Spielt die Gesundheit der Kinder denn keine Rolle?
Durch die schlechte Anbindung der ÖPNV kann der Ortsrand von Oppau nur mit Umsteigen erreicht werden, d.h. die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln wird nur im Notfall wahrgenommen.
Die entstehende Feinstaub- und Lärmbelastung ist immens, die Wohnqualität verschlechtert sich weiter, die Gesundheit der Menschen leidet!
Klimatische Auswirkungen
Beim Bau von Polizei und Feuerwehr am Ortsrand von Oppau wurde beschlossen, dass die vorhandene freie Ackerfläche nicht weiter bebaut wird, um eine sehr nötige Frischluftschneise für die Durchlüftung des Stadtteiles zu bewahren. Mit dem Bau eines Klinikkomplexes in dieser Größenordnung und Flächenversieglung wird diese Aussage ad absurdum geführt.
Da mutet es auch kurios an, dass sich die CDU für eine Abschaffung der Steingärten stark macht, eine Flächenversieglung in dieser Größenordnung aber völlig in Ordnung findet. Die damit einhergehende Aufheizung bei immer heißeren Sommern, die Thermik, die nicht mehr vorhandene Regenwasserversickerung, die Zerstörung der Frischluftschneise eingeschlossen.
Nachhaltigkeit
Die Bundesregierung hat sich im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie zum Ziel gesetzt, bis 2030, die Erschließung NEUER Flächen für Siedlungen und Verkehr auf 30 Hektar pro Tag zu verringern. Der durchschnittliche Flächenverbrauch der Jahre 1993- 2003 lag bei 120 Hektar pro Tag, zulasten von Natur und fruchtbarer Böden. Das sind etwa ca. 82 Fußballfelder.
Im Jahr 2017 wurde täglich nur noch eine Fläche von 58 Hektar neu ausgewiesen, diese Zahlen stammen übrigens vom Umwelt Bundesamt
Das Ziel der Bundesregierung für das Jahr 2030 ist, für die Neuinanspruchnahme von Flächen unter 30 Hektar pro Tag.
www.umweltbundesamt.de/themen/boden-landwirtschaft/flaechensparen-boeden-landschaften-erhalten
Wenn man die Bauprojekte Ludwigshafens anschaut, wie Rheingönheim, die Parkinsel, die geplanten Projekte in Friesenheim, hinter dem Heinrich Pesch Haus und jetzt auch noch die Rosslache in Oppau wird klar, dass Ludwigshafen die Zeichen immer noch nicht erkannt hat.
Gemäß Umweltschutzbund ist es unerlässlich, die nicht wieder gut zu machenden Folgen für Klima nicht länger außer Acht zu lassen und lieber nicht mehr genutzte Immobilien in den Fokus zu nehmen. Dabei sollte die Stadt weniger Rücksicht auf die Bedürfnisse der Investoren, sondern mehr Weitsicht auf zukünftige Generationen haben.
Demokratieverständnis?
Wir sind alle froh und glücklich in einem demokratischen Rechtsstaat leben zu dürfen. Ob Oberbürgermeisterin oder Ortsvorsteher – alle hatten ein offenes Ohr für unsere Ideen, Ängste und Sorgen.
Aber: unser Demokratieverständnis wird auf eine harte Probe gestellt. Alle Einwände der Bürgerinnen und Bürger werden gefühlt vom Tisch gewischt. So wie in Rheingönheim, in Friesenheim und in Süd. Wenn Investoren auftreten, die immer Geld generieren wollen, dann kann der Bürger einwenden was er will – Projekte werden umgesetzt und durchgepeitscht. Die Bürger werden zwar gehört, aber tatsächlichen Einfluss nehmen sie nicht.
Unsere Ideen – generell: Ärztehaus mit 4 bis 5 Praxen
– In einem bereits vorhandenen leerstehenden und zentrumsnahen Gebäude, (z. B. Commerzbank, ehemals Rossmann), etc.
– Kooperation mit LIDL Immobilien und Aufstockung über dem neuen Markt
– Standort neben Rewe (Infrastruktur vorhanden) oder neben Friedhof in Edigheim (Standort für alle drei Stadtteile, befahrbar über Ostring)
– SWR Termin am Dienstag wurde abgesagt, da Investor terminlich verhindert ist...